Die Bogenbauer

Im Frühling 2014 besuchten wir eine Bogenbauerkurs. Im Museum für Urgeschichte werden regelmässig von Jürgen Junkmanns Bogenbaukürse durchgeführt. Wir können ein solches Wochende nur empfehlen.

Hier noch drei Links zum Bogensport:

www.bogenschiessen.ch
http://www.bogenpark.ch/
Bogensport und Tippidorf im Haslital

Bücher zum Bogenbau

Der Langbogenschütze im Hunderjährigen Krieg

Englische Bogenschützen - Mythos und Wirklichkeit

"die englischen Bogenschützen traten... hervor, warfen ihre Bogen weg... nahmen ihre Schwerter...und andere Waffen und töteten diese Franzosen ohne Gnade."
- der französische Chronist Jehan de Wavrin über Azincourt

Hier möchten wir vor allem mit den falschen Vorstellungen über englische Bogenschützen aufräumen. Das Bild des Mittelalters - und auch das des Bogenschützen - ist durch die Filmindustrie maßgeblich stark verzerrt worden.

Tatsächlich waren die Bogenschützen keinesfalls Adelige, sondern bestenfalls dienten sie diesen. Adelige betrachteten es als feige und unritterlich seinen Feind aus der Entfernung zu bekämpfen, weshalb sie diese Kampfweise verachteten und für Kampfhandlungen selbst nicht zum Bogen griffen. Eine Ausnahme wurde manchmal jedoch für die Jagd gemacht, der die Adeligen in ihrer Freizeit gerne nachgingen. Trotzdem galt die Beizjagd (vor allem mit Falken) hier als besonders vornehm. Da sich jedoch bereits im Mittelalter die Sage von Robin Hood größter Beliebtheit erfreute, wurde auch hier der Held zum Kult. Man veranstaltete Jagdpickniks, eiferte ihm in der Kleidung nach und erfreute sich an zahlreichen Festen und Freilichtaufführungen (mehr zu Robin Hood).  

Weiterhin trug normalerweise der vom Edelmann angestellte Jagdvogt einen Bogen. Dieser sorgte zusammen mit seinem Gehilfen für einen artenreichen Wildbestand und hatte zudem ein Auge auf Wilderer. Obwohl auf Wilderei schwere Strafen standen war dies ein sehr häufiger Frevel.  

Normalerweise gehörten die Bogenschützen daher der mittleren Bevölkerungsschicht an, waren also  z.B. Freibauern. Zweifellos wurden aber auch ärmere Leute als Bogenschützen eingesetzt. Die Ausrüstung war dementsprechend dürftig (siehe weiter unten). Die Bogenschützen stammten außerdem meist aus Südwales oder den bewaldeten Regionen, da der Bogen dort die traditionelle Jagdwaffe war und die Schützen dementsprechend gut schossen. 

Einberufung:

Da das mittelalterliche England kein stehendes Heer unterhielt, wurden die Bogenschützen erst bei einem Feldzug einberufen. Dies ging folgendermaßen von statten: damit man gute Schützen fand, wählte eine königliche Kommission aus den Männern aus, die der Sheriff aus seinem Shire gemustert hatte. Später wurden Bogenschützen dann eher als eine Art Vertragskämpfer in die Truppen aufgenommen, die die Adeligen als Kontingent für den König stellen mussten. 

Im Feld unterstanden die Bogenschützen Zentauren, die ihrerseits wieder Kompanien von 100 Mann befehligten und Vintenaren, die 20 Mann führten. Als Bogenschütze erhielt man den doppelten Sold eines einfachen Fußssoldaten. Außerdem hatte man wie alle anderen die Chance, durch Plünderung oder Lösegeld für Gefangene den eigenen Sold aufzustocken. 

Wurde der Bogenschütze allerdings selbst gefangen genommen, so hatte er kaum Aussicht darauf frei gekauft zu werden. Bogenschützen in Gefangenschaft sollen oft verstümmelt, gefoltert oder sogar sofort getötet worden sein. 

In der Schlacht: Ein Schütze versorgte sich mit ca. 60 Pfeilen und steckte diese entweder in den Gürtel oder einfach in den Boden. Es wurden keine Köcher vewendet, weshalb auch hier viele filmische Darstellungen eindeutig eher der künstlerischen Freiheit als historischen Tatsachen zuzuordnen sind. Da die Spitzen durch den Erdboden verschmutzt waren, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit die Wunde zu infizieren.

Durch die magere Schutzausrüstung der meisten Bogenschützen waren diese auf künstliche Hindernisse und die gepanzerten Ritter angewiesen. Hecken, Gräben oder angespitzte Pfähle bildeten daher oft den einzigen Schutz für die Schützen.

Wenn die Pfeile verbraucht waren, waren die angreifenden Gegener in der Regel bereits arg durcheinandergebracht: nun stürmten die Bogenschützen vor, zückten ihre Nahkampfwaffen (Dolche, Äxte, Hämmer, etc), machten sich über die verwundeten Gegner her und sammelten gleichzeitig verwendbare Pfeile wieder ein.

Wo genau die Bogeschützen in der Schlacht standen ist umstritten: oft kämpften sie an der Flanke oder vertrauten auf natürliche Hindernisse. Ihre Aufgaben waren vor allem die Verteidigung und das Durcheinanderbringen der gegnerischen Angiffslinie.

Die drei wichtigsten Schlachten der englischen Bogenschützen waren:

1346, Crécy: Englische, zahlenmäßig unterlegene Truppen schlugen die Franzosen obwohl diese sogar genuesische Armbrustschützen einsetzten. Durch die Witterung verlor die Armbrust warhscheinlich ihre Spannkraft. Als die Armbrustschützen sich zurückziehen wollten, gerieten sie in den Pfeilhagel der Engländer und unter die Hufe der heranstürmender französischen Ritter. 

1356, Poitiers:  Der französische Adel lernte nichts aus dem Debakel und so wiederholte sich das Szenario von 1346.

1415, Azincourt: ein englisches Heer von ca. 6000 Mann (davon wahrscheinlich ca. 5000 Bogenschützen) vernichtete das viermal so große Heer der Franzosen.

Nach Azincourt jedoch begann der Stern der Bogenschützen zu sinken: die Franzosen setzten Kanonen ein, es kamen Feuerwaffen wie Arkebuse und Muskete auf. Jedoch ist man sich bis heute nicht wirklich sicher, warum die Bögen so schnell vom Schlachtfeld verschwanden. Zwar fällt dies zeitlich mit der Einführung der ersten Feuerwaffe zusammen, doch erst 300 Jahre später kam eine Feuerwaffe an die Leistung eines Lanbogens heran. Vielleicht mangelte es einfach an geschickten Bogenschützen, selbst verursacht durch eine längere Friedenszeit in England.

Englischer Langbogenschütze im Krieg:
 
Die gut ausgerüsteten Bogenschützen standen in der Regel im Dienste eines Edelmannes und trugen Kettenhemden und Helme. Auch wurden wattierte und gesteppte Oberteile getragen. Meist jedoch trugen die Bogenschützen keinerlei Schutzkleidung.   

Auf dem Kopf trugen die meisten, wenn sie keinen Helm hatten, eine einfach Kapuze aus Wolle mit einem langen, röhrenförmigen Zipfel, der so genannten "Gugel". Diese Kopfbedeckung erfreute sich vor allem im 14. Jahrhundert großer Beliebtheit. Außerdem war der lange Zipfel recht praktisch: er konnte sowohl als Schal verwendet werden, als auch zur Aufbewahrung von Wertgegenständen dienen. Diese wurden einfach in den Zipfel hineingesteckt. Am Hals befand sich ein lederner Verschluss um die Kapuze zuzuknöpfen.

Die Unterbekleidung stellte ein einfaches Hemd aus Leinen dar, über welches dann das Wams gezogen wurde. Dieses Wams hatte enganliegende Ärmel um den Schützen nicht zu stören. Für das gemeine Volk war das Wams meist aus Wolle mit Holzknöpfen, der Adel bevorzugte natürlich feinere Stoffe.

Das Beinkleid war ungemein komplizierter als unsere heutige Beinbekleidung: Sie hatte einen Latz vorne, der mit Kordeln geschlossen werden musste. Der Hosenbund musste am Hemd festgemacht werden.

Die Form des spätmittelalterlichen Schuhwerks ähnelt teilweise sehr unserer heutigen Schuhform und wirkt erstaunlich modern: meist wurden Kurzstiefel getragen, deren Schnürsenkel aus Leder waren. Die Sohle wurde aus mehreren miteinander verklebten und vernähten Lederschichten gefertigt.

Getragen wurde außerdem noch ein Dolch: er war praktisch um vom Pferd gefallene Ritter zu töten, da man mit einem starken Schlag auf den Knauf den Dolch leicht in die Lücken der Rüstung treiben konnte. Manche Schützen hatten außerdem einen Faustschild dabei oder ein Schwert.

Dazu kommen natürlich noch der Langbogen und die Pfeile: die Sehne des Bogens wurde in der Regel aus Hanf gefertigt. Der Bogen besaß meist an den Enden Hornverstärkungen um die Bogenenden zu schützen. Der Bogen selbst war meist aus einem einzigen Stück Eibe und maß zwischen 167 und 200 cm, entsprechend der Körpergröße des Bogenschützen. Die Pfeile wurden aus unterschiedlichen Holz gefertigt (vor allem Esche, Eiche und Birke) und mit Gänse - oder Schwanenfedern befiedert. Sie wurden allerdings  nicht in einem Köcher verstaut, sondern entweder vom Gürtel gehalten oder vor den Schützen in den Boden gesteckt. Durch die dreckigen Spitzen wurde außerdem die Gefahr einer Wundinfektion beim Feind  erhöht.
Waren alle eigenen Pfeile verschossen, wurden die herumliegende Pfeile der Feinde aufgesammelt und zurückgeschossen.

Weitere englische Schützen und deren Kleidung:

Der Bogen wurde auch von Jagdvogten und von Edelleuten getragen. Diese verwendeten den Bogen allerdings nur zum jagdlichen Vergnügen. Kein Edelmann der etwas auf sich hielt, hätte den Bogen in der Schlacht getragen, da dies eine feige und niederträchtige Waffe war. Auf der Jagd trug man vorzugsweise Grün, gerne auch mit gelben, roten oder blauen Farbtupfern. Vor allem die farbe "lincolngreen" erfreute sich größter Beliebtheit auf der Insel und war sozusagen die Modefarbe für adelige Jäger und Jagdaufseher.

Statt dem langen Rock trug man eine schenkellange Tunika, Beinlinge, Stiefel, einen Tasselmantel und selbstverständlich den berühmten Falknerhut.

Im übrigen sind auch Frauen überliefert, die sich gerne mit auf die Jagd begaben und dies auch schon einmal in Männerkleidung taten. Das Frauen die Jagd begleiteten war durchaus üblich, wenn sie auch sonst meist eher in ihrer eigenen Kleidung mitritten und den Falken den Vorzug gaben. Tat sie dies eben in Männerkleidung war dies zumindest im frühen Mittelalter möglich und wurde stillschweigend geduldet.

Quellen:
Grant, R.G: Krieger, Kämpfer und Soldaten. Von der Antike bis heute. München 2008
Richter, Clemens: Mittelalter leben. Heute. Bielefeld 2007 

Der Langbogenschütze im Hunderjährigen Krieg

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