Aufbau und Struktur des Ordens
Der Orden der Tempelritter war ein streng hierarchisch gegliedertes Klostergefüge. An der Spitze stand als oberster Repräsentant der Gemeinschaft der Großmeister, der vom Großkapitel, einer Versammlung der Provinzialmeister, gewählt und kontrolliert wurde. Ihm standen der oberste Schatzmeister und der höchste Kaplan, ein Geistlicher im Bischofsrang, zur Seite. In den Regionen der einzelnen Länder herrschten die Provinzialmeister, die ihrerseits Provinzkapitel einberufen konnten und denen die Oberaufsicht über die Komtureien ihrer Heimatgebiete oblag.
Den Komtureien, d.h. einzelnen Klostergebieten, wiederum stand ein Komtur vor, der seinerseits von einem lokalen Kaplan und einem Schatzmeister unterstützt wurde. Zur Beaufsichtigung der Waffen, der Pferde und des Gerätes war zudem je ein Seneschall abgestellt. Die Masse der Templer war prinzipiell nach der Dreiteilung der Feudalgesellschaft organisiert: Der Orden teilte sich in Betende, Kämpfende und Arbeitende.
Die Ritter, also die in Waffen stehenden Brüder, bildeten als militärische Abteilung den wichtigsten Teil des Ordens. Den dienenden Brüdern oblag die Bewirtschaftung der Komtureien und die Aufrechterhaltung der Wirtschaftsbetriebe der Templer (Geldverleih etc.).
Die Betenden schließlich waren einfache Mönche und verwirklichten den Gottesdienst, dem ein Mönchsritterorden ebenso verpflichtet war wie dem Kampf mit dem Schwert. Am bedeutungsvollsten in der templerischen Großstruktur waren zunächst die Würdenträger Jerusalems.
Denn die erklärte Aufgabe der Templer war der Schutz der Pilger, und die Brüder des Heiligen Landes kamen diesem Zweck am unmittelbarsten nach. 1291 jedoch mußte wegen des Verlustes der Heiligen Stätten das Haupthaus nach Zypern verlegt werden.
Der Orden konzentrierte seine Aktivitäten daraufhin stärker Richtung Westeuropa. Zypern blieb offizieller Hauptsitz bis zur endgültigen Vernichtung des Ordens. Eine herausragende Rolle spielte gleichwohl zu allen Zeiten der Templerbezirk zu Paris, der als eine Art Weltbank fungierte und wichtigste Schaltzentrale der finanziellen Macht der Tempelritter war.
Dienende Brüder
Die dienenden Brüder stellten neben den Rittern die zweite Klasse der waffentragenden Templer. Oft werden sie verwechselt mit den Arbeitsbrüdern und Knechten, deren Aufgabe jedoch ausschließlich in der Bewirtschaftung und Verwaltung der Komtureien bestand. Arbeitsbrüder legten im Gegensatz zu den Rittern und dienenden Brüdern kein Mönchsgelübde ab und entsprachen etwa den Laienbrüdern anderer Orden.
Der Status der dienenden Brüder bestimmte sich aus ihrer gesellschaftlichen Herkunft: Sie konnten keine adlige Abkunft vorweisen, folglich wurden sie auch in der Ordenshierarchie den echten Rittern untergeordnet. Sie waren schlechter bewaffnet, besaßen weniger Pferde und wurden wegen ihrer meist geringeren Kampferfahrung eher als Unterstützung der gepanzerten Reiterei verwendet. Eine Möglichkeit zum gesellschaftlichen Aufstieg bestand, obwohl die Ritter und dienenden Brüder das gleiche Gelübde zur Armut ablegten, im Templerorden nie.
Die Hierarchie des Ordens war ihrem Wesen nach eine Klassenordnung, die sich aus den weltlichen Besitzverhältnissen ergab
Die Ritter
In der Hierarchie des Ordens spiegelte sich deutlich das dreigeteilte Schema der Feudalgesellschaft. So zerfiel der Orden in jene, die Kämpfen (Ritter und dienende Brüder), jene, die beten (Kapläne und Priester) und jene, die arbeiten (Arbeitsbrüder).
Die Ritter bildeten in dieser Dreiteilung den wichtigsten Part, denn Ziel des Ordens war per Definitionen, die Ungläubigen mit der Waffe zu bekämpfen. Die Ordensritter waren, das legte die Aufnahmeregel fest, Nachkommen von Rittern und somit Adlige. Ihnen standen die beste Bewaffnung und die besten Pferde zu; sie trugen den weißen Mantel, waren durch ihre ritterliche Herkunft geübte Kämpfer und ritten als schwer gepanzerte Kavallerie in der ersten Reihe der Schlachtordnung.
Neben den eigentlichen Ordensrittern unterhielt der Templerorden aber auch noch eine Söldnertruppe, die man Ritter auf Zeit (milites ad terminum) nannte. Diese Gastritter waren weltliche Kämpfer, die sich dem Orden nur für eine begrenzte Zeit, meist für die Dauer eines Kreuzzuges anschloßen. Solange sie unter dem Banner der Templer stritten, unterwarfen sie sich der Ordensdisziplin, am Ende ihrer Dienstzeit kehrten sie in ihr weltliches Leben zurück.
Der Kaplan
Die Kaplansbrüder waren die einzigen echten Geistlichen des Templer-Ordens. Ihnen oblag die Versorgung der Kirchen und Kapellen, die Vorbereitung und Durchführung der Gottesdienste und die Aufsicht über den sakralen Tagesablauf. Die höchsten Kapläne hatten den Rang eines Bischofs inne und trugen die weiße Tracht; gewöhnlichen Kaplänen, die einfache Ordensgeistliche waren, gestand man lediglich die braunen Mäntel des Mönchstums zu.
Vorbehalten war es allerdings den Geistlichen, lederne Handschuhe zu tragen, um symbolisch die besondere Reinheit der Hände für die sakralen Handlungen sicherzustellen.
Im Abendland hatte nicht jedes Ordenshaus einen eigenen Kaplan, obwohl dies eigentlich vorgesehen war; tatsächlich betreute ein Kaplan oft mehrere Ordenshäuser. In der Ordenshierarchie standen Kapläne zunächst niedrig. Um den Stellenwert der geistlichen Autorität zu erhöhen, führte man jedoch bald Sonderprivilegien für die klerikalen Brüder ein: Jeder Ordensritter hatte ihnen ehrerbietig zu begegnen, und bei Mahlzeiten saß der Kaplan neben dem Meister und wurde bevorzugt bedient.
Der Einfluß des Klerikats im Orden war dennoch begrenzt. Zu den Sitzungen des Großkapitels berief man nur einen einzigen Kaplan. Ihm war die Funktion zugedacht, während der Wahl den Platz von Jesus Christus (einzunehmen) und sich sehr darum (zu) Bemühen, die Brüder in Liebe, Frieden und gutem Einvernehmen zu halten.
Der Komtur
Die hierarchische Gliederung des Templerordens zeigte sich besonders deutlich am Amt des Komturs. Zunächst zum wichtigsten Inhaber dieses Titels: Dem Komtur der Provinz Jerusalem.
Er zählte zur höchsten Ordenselite, denn ihm oblagen eminent wichtige Geschäfte: Die Verwaltung des Schatzes der Templer, die Verwaltung der Ordensprovinz Jerusalem und die Verteilung der Kriegsbeute aus den Feldzügen. Gleichzeitig jedoch verwirklichte der Komtur Jerusalems eine der wichtigsten Aufgaben des Templerordens, die Leitgedanke der Gründung gewesen war: Er organisierte den Schutz der Pilger des Heiligen Landes. Dazu stellte er Rittereskorten zusammen, die die Wallfahrenden auch mit Reitpferden und Lebensmitteln versorgten.
Zum Personal des Komturs gehörte ein Drapier, der als Zeugwart für die Kleidung der Brüder verantwortlich war. Jeder der Ordensprovinzen stand ein solcher Komtur vor und verwaltete sie mit allen Befugnissen des Großmeisters, es sei denn, dieser war persönlich zugegen. Der Komtur einer Provinz war somit ein Provinzialmeister und hatte Weisungsberechtigung gegenüber den Komturen der einzelnen Ordenshäuser, die nur in ihrem jeweiligen Kloster die Aufsicht führten
Der Großmeister
An der Spitze der Templer-Hierarchie stand der Großmeister. Der Titel Großmeister war eine Erfindung der Templer; in den herkömmlichen Klosterhierarchien hieß der höchste Würdenträger Abt. Mit dem unterschiedlichen Titel ist jedoch die gravierendste Abweichung von den Befugnissen eines Ordensführers schon genannt; ansonsten nämlich fügte sich auch ein Templer-Großmeister den Prinzipien der kontrollierten Macht.
Der Großmeister wurde gewählt von einer Versammlung, dem sog. Großkapitel, das alle fünf Jahre stattfand. Zugleich bestimmte man seinen Vertreter, den Seneschall, der ihn bei Abwesenheit in allen Funktionen vertrat. Das Kapitel setzte sich aus dreizehn Wahlmännern zusammen, namentlich acht Rittern, vier dienenden Brüdern und einem Kaplan. Gar so demokratisch, wie dieses Verfahren zunächst anmuten mag, ging es aber bei der Großmeisterwahl nicht zu, denn das Kapitel tagte nur im Heiligen Land.
Das Wahlmännergremium bestand deshalb in aller Regel nur aus Templern des Morgenlandes; die okzidentalen Templer durften nur teilnehmen, wenn sie sich bereits im Morgenland befanden. Diese Verordnung, erdacht, um die Zusammenführung des Kapitels trotz ständiger Kriegspflichten zu gewährleisten, führte de facto dazu, dass die orientalischen Templer den Großmeister allein bestimmten.
Der Großmeister wurde auf Lebenszeit gewählt; hatte er das Amt einmal inne, besaß er Macht, jedoch keine Allmacht. Zwar gab es in der Ordensregel die Forderung vom unbedingten Gehorsam dem Großmeister gegenüber (diese war sogar Teil des Gelübdes), doch war der Meister - und dies hielt die Regel ebenfalls fest - seinerseits angehalten, bei schwierigen Entscheidungen den Konvent um Rat zu fragen. Explizit hieß es sogar (...) der Meister muß seinem Konvent gehorchen.
Der Großmeister entschied natürlich in vielen Alltagsgeschäften auch allein: Er ernannte untergeordnete Funktionsträger des Ordens, kümmerte sich um die diplomatischen Beziehungen, die militärische Gesamtleitung und überhaupt alle Fragen und Probleme, die den Orden in seiner Gesamtheit betrafen. Genaue Statuten legten fest, wann er den Rat oder die Erlaubnis eines informellen Rates von weisen Männern (prudhommes) einzuholen hatte; zwei Ritter begleiteten den Meister ohnehin stets, um ihn zu beraten und zu schützen.
Die Struktur des Ordens
Bernhard von Clairvaux, zu dieser Zeit die wohl bekannteste Persönlichkeit der Zisterzienser der auch im Jahre 1174 heilig gesprochen wurde, wurde damit beauftragt die von Hugue de Payens verfassten Ordensregel zu "redigieren" und eine Vorrede zu schreiben. Es existieren zwei Versionen der Templerregeln, eine in Latein und eine in Französisch, die die lateinische in einigen Punkten ergänzt. Der Orden orientiert sich ganz nach den strengen Regeln der Zisterzienser , die Novizen müssen ein Gehorsams, Armut und Keuschheitsgelübde ablegen. Wenn die Templer gerade keinen militärischen Auftrag haben, sollen sie wie normale Mönche leben. Um äußerlich erkennbar zu sein tragen die Ritter einen weißen Mantel (das markante rote Tatzenkreuz wurde erst unter Papst Eugen III 1147 hinzugefügt).Das Haar mußte wie bei den Zisteziensern kurz geschoren sein, das Tragen eines Bartes war aber erlaubt.
Der Orden war streng hierarchisch gegliedert und gliederte sich in drei Stände: Kämpfende, Betende und Arbeitende. Wobei sich der kämpfende Stand wiederum teilte in die eigentlichen Ritter (die Chevaliers) und die dienenden Brüder (die Sergeanten), die leichter bewaffnet, weniger stark gepanzert waren und in der Regel auch weniger Kampferfahrung besaßen.
Die Herkunft und der Besitz eines neuen Rekruten entschied darüber ob er den weißen Mantel des Ritters tragen durfte, oder den braunen oder schwarzen Mantel des dienenden Bruders bekam. Obwohl die Statuten jeglichen Besitz verbaten, entschied doch die Mitgift den Rang den der Rekrut einnahm. So konnten meist nur junge Männer des Adelstandes die erforderlichen Mittel aufbringen um ein vollwertiger Ritter zu werden.(So gehörten zum Beispiel drei Pferde zu der Ausrüstung eines vollwertigen Ritters).Daher kamen auch im Durchschnitt auf einen voll ausgerüsteten Ritter 10 dienende Brüder.
An der Spitze des Gesamtordens stand der Großmeister, der auf Lebenszeit gewählt wird und den Orden führt. Er wird von Generalkapitel (unser Tribunal)gewählt, mit dessen Zustimmung er auch die Würdenträger des Ordens wählt : der Stellvertreter des Großmeisters war der Seneschall, er war zuständig für die zivilen und administrativen Angelegenheiten des Ordens. In der Hierarchie unter ihm stand der Marschall, dem die Verantwortung über Disziplin, Arbeitsaufteilung, Rüstung und Pferde zufiel, außerdem führte er im Kampf den Angriff an, obwohl der Großmeister den Oberbefehl hatte. Der Marschall rief auch alle Brüder in Outremer zu einem Kapitel ein, bei der Gefangennahme oder dem Tod des Großmeisters ein, um den Grand Commandeur zu wählen, der ein Interims- Würdenträger wurde, und bis zum Antritt eines neuen Großmeisters die Geschäfte regelte.
Der Commandeur du Royaume, der Schatzmeister,(bei uns Großkomtur zu Jerusalem) war auch für die Einweisung der neu aus Europa eintreffenden Ritter zuständig. Das in den europäischen und palästinänsischen Komtureien übriggebliebene Geld mußte dem Commandeur du Royaume zur Verfügung gestellt werden , so wurde der in Outremer stationierte Ordensteil finanziert.
Den Oberbefehl über die Flotte teilten sich der Commandeur de la Voute d' Acre, der immer ein Sergeant sein mußte, und der Commandeur de la Terre de Jérusalem. Die Position des Untermarschalles hatte ebenfalls ein Sergeant inne. Dieser kümmerte sich um die Herstellung und Wartung der Waffen, sowie um die organisatorischen Maßnahmen. In Schlachten unterstand dem Großmeister bzw. dem Marschall der Turcopolier. Er war der disziplinarische Führer der Sergeanten und der Turcopolen. Diese setzten sich aus einheimischen Soldaten zusammen, die für ihre Dienste entlohnt wurden und dem Orden nicht angehörten.
Europa und Outremer waren in verschiedene Provinzen eingeteilt. In jeder Provinz gab es einen eigenen Meister, der zusammen mit dem Kapitel die Provinzangelegenheiten, bis zu einem bestimmten Grad, selbst regeln durfte. Jede Provinz war wiederum in Unterprovinzen eingeteilt, die sich zum Provinzkapitel zusammenfanden. Das Verwaltungsprinzip des Ordens war zwar zentralistisch auf die Entscheidungen des Generalkapitels in Jerusalem bezogen, aber den Provinzen wurde die Unabhängigkeit in nationalen Eigenheiten gewährleistet sowie besondere lokale Anforderungen berücksichtigt. Die Art der Provinzverwaltung war in den einzelnen Ländern unterschiedlich. Alles was die Komturen zum täglichen Leben benötigten wurde von ihnen selbst hergestellt, oder von den Bauern die dem Schutz des Tempels unterstanden geliefert. Das mittelalterliche Feudalsystem war natürlich auch bei den Templern vorhanden. Die höchste Autorität des Ordens war das Generalkapitel, und bestand aus dem Großmeister mit seinem Rat, den Provinzverwaltern und einigen ausgewählten Templern. Weiters gab es noch das Provinzkapitel und ein Kapitel, das wöchentlich in der örtlichen Komturei zusammen.