Rüstung der Ordensritter

  Der Waffenrock

 Bevor die Heraldik aufkam, schützte der Waffenrock den Panzer vor der Sonneneinstrahlung, die das Eisen sehr stark aufheizen konnte. Der Waffenrock wurde stets nur zur Rüstung getragen und ist auf Abbildungen des alten Europa erst ab dem 13. Jahrhundert häufiger anzutreffen. Sogar im sonnigen Sizilien wurden Ritter im Liber ad honorem Augusti noch ohne Sonnenschutz dargestellt. Den Tempelbrüdern wurde er jedoch in Artikel 140 gewährt und für die Dienenden in Artikel 141 nochmals präzisiert. Obwohl mehrere Quellen den Waffenrock der Templer beschrie-ben, ist nicht ganz klar, wie er um 1190 ausgesehen hat. Gesichert ist, dass der Waffenrock der Dienenden Brüder schwarz (bzw. dunkelbraun) war und zwei rote Kreuze zur Kennzeichnung hatte: Eines auf der Brust und eines auf dem Rücken. Diese Kreuze waren sehr wahrscheinlich so ausgestaltet wie auf dem Habit, d.h. etwa handgroß und getatzt. Ein Brief von Papst Gregor IX. (datiert auf den 9. Januar 1240), der ähnlich auch an andere Ritterorden verschickt wurde, gewährte den Brüdern einen neuen, bequemeren Waffenrock. Gleichzeitig beschreibt er den alten Waffenrock ("capa clausa") als die Arme und Hände bedeckend und dadurch behindernd. Der Begriff "capa" lässt zusätzlich möglicherweise auf eine Kapuze schließen. Zusammen mit den Fresken in der Templerkirche von Cressac-Saint-Genis (Westfrankreich), erscheint es wahrscheinlich, dass es sich beim Waffenrock der Templer vor 1240 um eine Art Kutte mit Reitschlitz gehandelt hat. Es ist allerdings umstritten, welche Personen auf den Fresken Templer und welche nur Kreuzfahrer sind, wobei die untere Reihe mit den weißen und schwarzen Reitern gut auf die Templer passen würde.

  Ringpanzerhemd

Das Ringpanzerhemd stellte die Primärrüstung eines besser ausgerüsteten Kriegers dar. Es schützte den Träger recht gut vor Schnittverletzungen und neuere Beschusstests zeigen, dass Ringpanzer entgegen der landläufigen Meinung sehr wohl Schutz gegen Beschuss durch Armbrüste und Bögen bieten konnten. In der Regel wurde es auch noch durch einen textilen Panzer ergänzt.
Die Kettenpanzer der Dienenden Brüder unterschied sich gemäß der Ordensregel von den Hemden der Ritterbrüder durch fehlende Handschuhe, die bei letzteren fest mit dem Hemd verbunden waren. Diese Fäustlinge hatten einen Schlitz in der Handinnenfläche, der es dem Träger erlaubte, aus dem Handscuh zu schlüpfen. Der Grund für die fehlenden Handschuhe der Panzerhemden der Dienenden Brüder liegt sehr wahrscheinlich im anderen Kampfauftrag; als leichte Reiterei unterstützten sie die schweren Panzerreiter des Templerheeres durch Beschuss und Ausfälle, aber auch als zweite Linie an der Front mit der Lanze und Nahkampfwaffen. Zum Bedienen von Bögen und Armbrüsten braucht man aber freie Hände.

Die Kettenhemden um 1190 bestand aus mehreren zehntausend ineinander verflochtenen Ringen im europäischen 4-in-1 Muster, bei dem je ein Ring in vier weiteren eingehangen wird. Die Haube und die Handschuhe waren in der Regel fest mit dem Hemd verbunden. Funde von Kettenhemdmaterial sind leider in unserem Zeitfenster nicht in ausreichenderZahl vorhanden, um sicher Rückschlüsse auf die Herstellungsweise ziehen zu können. Vermutet wird aber derzeit entweder ein vollvernietetes Geflecht aus Rundringen oder ein alternierendes (d.h. die Reihen wechseln sich ab) Geflecht aus gestanzten Flachringen und Rundringen. Die Nieten waren zylindrisch mit rundem Kopf ausgeführt und vor allem auf der Außenseite des Geflechts zu sehen.
Meiner Ansicht nach könnte es sich bei den vielen Abbildungen von "banded mail" um stilisierte Abbildungen dieser alternierenden Flechtweise handeln: Dort wechselt sich eine traditionelle Ringreihe mit einer ohne solche Kennzeichnung ab.

  Ringpanzerhose

Die Beine der Dienenden wurden mit Panzerhosen aus Ringgeflecht geschützt. Um 1190 waren diese Kettenbeinlinge im Gegensatz zu späterer Zeit, in der die Panzerhosen komplette Röhren waren, an der Beinrückseite noch offen. Dort wurden sie mit Bändern (vermutlich aus Leder) verschlossen. Auch bei den Kettenbeinlingen der Dienenden Brüder gab es einen Unterschied zu den Rittern des Ordens: Sie hatten kein Fußteil, dadurch konnten die Dienenden besser als Infanterie eingesetzt werden.
Ob die Panzerbeinlinge zu der Zeit bereits polstermaterial (Polsterbeinlinge oder eine polsternde Zusatzschicht) angebracht hatten, ist umstritten, da Funde und Berichte fehlen und die Abbildungen hier keine Rückschlüsse zulassen, weil diese ja die Panzerbeinlinge als oberste Schicht zeigen. Da aber der restliche Körper bereits mit Textilrüstungen geschützt wurde, ist meiner Ansicht nach anzunehmen, dass dies auch für die Beine galt, die ja aufgrund der kleineren Fleisch- und Muskelmasse anfälliger für Brüche waren als beispielsweise der Torso. Spekulativ kann hier ein doppellagiges Lederträgermaterial mit Füllung angenommen werden, an dem die Ringe des Beinpanzers angebracht waren. Dies hätte gleichzeitig einen stabilisierenden Effekt für die Form des Beinpanzers.

  Rüstwams und Polsterhaube

Auch am Kopf wurde eine polsternde Schicht getragen. Die Schnittform entspricht, Abbildungen zufolge, derjenigen der Bundhaube, bestand also aus zwei Teilen, die mittels einer Scheitelnaht zusammengenäht wurden. Nachweise sind für Polsterhauben leider relativ rar, weil die Kämpfer üblicherweise mit aufgesetzten Hauben dargestellt wurden und bei abgesetzter Haube der Detailgrad oft keine zuverlässige Abgrenzung zu Bundhauben zuläßt. Eine sehr gute Quelle ist jedoch der Aachener Karlsschrein.

 Eisenhut

Die Primärpanzerung des Kopfes erfolgte über Helme. Die Ordensregel gewährt den Dienenden Brüdern in Artikel 141 ein "chapel de fer", einen Eisenhut. Die Ordensregel sagt jedoch weiter, dass die Dienenden (bis auf einige Ausnahmen) die Ausrüstung der Ritter haben konnten, wenn das jeweilige Ordenshaus diese übrig hat. Es ist daher davon auszugehen, dass die Dienenden bevorzugt einen Eisenhut ausgegeben bekommen haben, was auch ihrem Einsatz in der Schlacht zugute kam. Manche, speziell solche Brüder, die im Kampf als Panzerreiter eingesetzt wurden, hatten vermutlich auch dafür geeignete Helme, wie den um 1190 schon veralteten (aber immer noch verbreitet anzutreffenden) Nasalhelm, oder die modernere Barbiere.
Ein Eisehut hat aufgrund seiner Krempe außerdem einen Sonnenschutz und eine bessere Belüftung als ein teilweise geschlossener Helm. Allerdings heizt sich ein Eisenhut in der prallen Sonne ebenso auf; erschwerend kam hier hinzu, dass die Brüder ihren Helm nicht ohne Erlaubnis polieren oder bemalen durften.

Die Eisenhüte der Zeit waren in der Regel mit einer kurzen Krempe ausgestattet und die Helmglocke oft aus einem Stück getrieben. An die runde Helmglocke wurde dann die Krempe angenietet.

  Schild

Auch einen Schild sollten die Dienenden bekommen. Im weltlichen Bereich wurde der Schild offenbar oftmals durch einen ledernen Überzug geschützt, denn dieser wurde den Templern in Artikel 53 verboten. Wovor diese Lederhülle schützen sollte, ist nicht über- liefert, angenommen werden kann aber die Witterung, denn damalige Leime waren wasser- und hitzeempfindlich. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass auch die Lanzen keinen Überzug haben durften, wahrscheinlich aus denselben Gründen. Die Schilde dieser Zeit waren im Vergleich zu späteren Formen noch relativ groß und entsprachen etwa der Form eines Normannenschildes (Mandelform) mit gerade geschnittener Oberkante. Heute hat der Schild eine Breite von 87cm und eine geschätzte Höhe von 95-100cm. Der Korpus besteht aus ca. 15 mm starken stehenden Erlenholzplanken. Der gesamte Schild ist beidseitig mit Pergament bespannt und mit einem schwach mit Knochenleim angerührten Gipsgrund behandelt. Auf diesem Gipsgrund befindet eine Kreidegrundschicht, die anschließend bemalt wurde. Schilde der Zeit konnten aber auch aus anderen Hölzern gebaut werden, viele der Marburger Schilde bestehen beispielsweise aus Lindenholz. Die Beriemung der Schilde war den Abbildungen zufolge nicht mehr der vom Teppich von Bayeux bekannten senkrechten Anordnung ähnlich. Es war eine Beriemung, mit der man den Arm schräg nach rechts oben hielt. Die Schildfessel, ein langer Riemen, wurde im Kampf häufig um den Hals getragen, und zwar sowohl beritten, als auch am Boden; dies stabilisierte den Schild zusätzlich. Dass die Schilde der Templer bemalt waren, ist relativ sicher anzunehmen. Unklar ist indessen, ob sie stets in den Ordensfarben gehalten waren, ob sie weltlich bemalt waren, oder gar beides. Für alle drei Varianten gibt es Indizien, weshalb eine weltliche Bemalung oder eine gemischte (weltlich mit Ordenssymbolen kombiniert) nicht auszuschließen ist.

Bewaffnung der Ordensritter

  Schwert und Scheide

Das Schwert ist zweifellos die Waffe, die man mit einem mittelalterlichen Krieger zuerst in Verbindung bringt. Dennoch kam es erst im unmittelbaren Nahkampf zum Einsatz, wenn die Lanze nicht mehr brauchbar war; und selbst dann nur, wenn der Gegner nicht nach besser geeigneten Waffen wie Keulen verlangte, also verhältnismäßig leicht gepanzert war.
Das Hochmittelalterliche Schwert war, den zahlreichen funden nach zu urteilen, in der Regel insgesamt etwa 100cm lang und 900-1300 Gramm schwer. Das gewicht verteilte sich dabei relativ gleichmäßig über die ballig geschliffene Klinge. Die Knaufformen waren bereits differenziert, die Hauptarten waren jedoch Paranuss- Scheiben- und Radknauf. Pilzknäufe waren selten in Gebrauch. Insbesondere die Formen, die man von den älteren Wikingerschwertern her kennt, lassen sich um 1190 nicht mehr nachweisen.
Die Kreuzstangen waren fast ausschließlich gerade und durch einen rechteckigen bis quadratischen Querschnitt gekennzeichnet. Es gibt im Fundgut aber einige wenige Beispiele für zum Ort (die Klingenspitze) hin gebogenen Kreuzstangen.
Der Griff bestand aus zwei ausgehöhlten Holzteilen, die mit Leder, teilweise auch (mitunter hochwertigem) Stoff bezogen waren, wobei anzunehmen ist, dass der Orden die Griffe, um Geld zu sparen, nicht aufwendig gestaltete; es gibt allerdings leider keine erhaltenen Schwerter, die eindeutig einem Templer zugeschrieben werden könnten.

Aufbewahrt und transportiert wurden die Schwerter in Schwertscheiden. Diese bestanden aus zwei ausgehölten Holzstücken, die mit Leder bezogen waren. Dieses Scheidenleder wurde auf der Rückseite der scheide vernäht. Obwohl sich Ortbeschläge nachweisen lassen, waren Mundbleche offenbar noch nicht in Gebrauch; stattdessen lies man das Scheidenleder an den länglichen Seiten einfach etwas überstehen und rundete diese Lappen ab.
Die Scheide wurde mit dem Schwertgurt an den Mann gegürtet. Beachtenswert ist hierbei, dass den Templern durch die Regel untersagt wurde, das Schwert am Tag eigenmächtig anzulegen. Ähnliches galt für die Rüstung, die nur auf Befehl angelegt werden durfte. Der Schwertgurt bestand aus zwei Teilen, die mit der Schwertscheide verflochten wurden. Dabei wurde das Gurtleder manchmal auch durch Einschnitte am Scheidenleder gezogen, um den Halt zu verbessern, dies war aber nicht unbedingt erforderlich und lässt sich auch nicht immer nachweisen.
Im ausgehenden 12. Jahrhundert hatte sich die Schnalle am Schwertgurt noch nicht allgemein durchgesetzt und wurde häufig noch verknotet. Dies geschah meistens durch zwei übereinander liegende parallele Schlitze an der einen Gurtseite, durch die zwei Gurtzungen der anderen Gurtseite gezogen wurde und die dann miteinander verknotet wurden. Die Abbildungen ziegen hier oft einen halben Schlag als Knoten, der sich auch durch heutige Erfahrungen als gut geeignet erweist, da er sicher hält, sich aber gleichfalls schnell und einfach lösen lässt.

  Spiess

Eine der wichtigsten Waffen war der Spieß und die Lanze. Die Begriffe "Speer", "Spieß" und "Lanze" lassen sich nur schwer voneinander trennen, da die Waffen grundsäzlich änlich aufgebaut waren. Der Spieß scheint sich jedoch häufig auf eine Infanteriewaffe zu beziehen, während die Lanze meistens im Zusammenhang mit berittenen Kämpfern steht. Fakt ist jedoch auch, dass die Begriffe verschwimmen und sicherlich auch Lanzen infanteristisch eingesetzt wurden.
Der Spieß bzw. die Lanze stellt eine der wichtigsten und verbreitetsten Waffen des Mittelalters dar, da sie aufgrund ihrer Länge den Gegner auf Abstand halten kann, der dann nicht in der Lage ist, seine Nahkampfwaffen wirkungsvoll einzusetzen. War die Lanze beschädigt, oder das Gefecht zwang die Brüder dazu, wurden andere Nahkampfwaffen wie das Schwert oder Keulen eingesetzt. Der klassische berittene Lanzenangriff durch schwer gepanzerte Kavallerie war die im Mittelalter vorherrschende und sehr erfolgreiche Taktik der westlichen Armeen.
Lehnart schreibt, dass die Lanzen meist etwa drei Meter lang waren und aus zähem Holz bestanden. Oakeshott gibt zwischen 1,82 und 3,35 Meter an. Das Lanzeneisen war im Schnitt 5cm breit und 15cm lang. Lanzen mit kleinen Flügeln waren um 1190 kaum anzutreffen.

  Dolch

Interessanterweise finden sich um 1190 kaum Abbildungen von Dolchen, und wenn, dann in der Regel nicht an gesellschaftlich höhergestellten Personen. Allerdings waren sie im Einsatz und auch die Templerregel gewährt den Brüdern in Artikel 138 ein Dolchmesser. Im Liber ad honorem Augusti sind beispielsweise Bauern ("rustici") mit einfachen Dolchen dargestellt, die großen Küchenmessern ähneln, allerdings beidseitig geschliffen erscheinen und eine beidseitig spitz zulaufende Klinge haben. Oakeshott ist der Auffassung, dass auch die von späteren Abbildungen gezeigten "Minischwerter" das ganze Mittelalter über in Gebrauch waren.
Aufbewahrt wurden die Dolche in kleinen Lederscheiden, wobei eine Abgrenzung im Fundgut zu Messerscheiden oft nicht möglich ist. Die Dolchscheiden waren wie die Messerscheiden im Gegensatz zu den Schwertscheiden oft an der Seite vernäht. An manchen Dolchscheiden finden sich kleine Ösen und auch Schlaufen, die darauf hinweisen könnten, dass sie am Gürtel befestigt wurden; allerdings gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Templer irgendetwas an ihren Gürteln befestigten. Auch im Säkularen Bereich war dies, den Abbildungen zufolge, frühestens erst ab dem späten Hochmittelalter üblich. 
Es war im Templerorden verboten, das Dolchmesser ohne Erlaubnis zu polieren.

 

  Türkische Waffen / Türkische Keule

Die Dienenden Bürder Handwerker sollten von ihren Komturen "Türkische Waffen" gekauft bekommen, damit sie sich im Notfall verteidigen konnten. Es ist nicht überliefert, um welcheArt Waffen es sich hierbei handelte; angenommen werden kann aber, dass diese Waffen nicht unbedingt vom Westen importiert werden mussten, sondern vor Ort gekauft werden konnten. Denkbar sind beispielsweise lokale Schwerter.

Für die Dienenden Brüder in Waffen ist die Ordensregel allerdings präziser, sie erlaubt den Dienenden nämlich eine "Türkische Keule". Auch hier ist nicht bekannt, was das für eine Waffe war. Denkbar ist die gesamte Banbreite von einem einfachen Holzknüppel bis hin zu speziellen gegossenen Keulenköpfen. Interessanter Weise gibt es im Hortus Deliciarum (um 1175-1195) eine einfache Holzkeule zu sehen, dessen runder Kopf mit Eisenstacheln gespickt ist. Diese Keule findet sich erstaunlich ähnlich abgebildet ebenfalls in der Templerkirche San Bevignate in Perugia. Es könnte sich also bei dieser Keule um eine mit vorstehenden Eisennägeln beschlagene Holzkeule gehandelt haben.

Keulen waren generell seit der Antike bekannte Kavalleriewaffen, die heute, in Zeiten von hochspezialisierten Feuerwaffen, oft in ihrer Wirkung unterschätzt werden.

  Armbrust

Die Armbrüste, die laut Artikel 173 im Marschallsdepot verwahrt und durch den Untermarschall - einem Dienenden Bruder - ausgegeben wurden, waren eine im europäischen Mittelalter weit verbreitete Waffe. Das kirchliche Verbot des zweiten lateranischen Konzils 1137 untersagte Christen den Einsatz der Armbrust gegen Christen, allerdings konnte es sich nicht nennenswert durchsetzen und spielte für die Templer, die hauptsächlich gegen heiden kämpften, wohl keine große Rolle. Begründet liegt dies sehr wahrscheinlich in der großen Wirksamkeit der Waffe: Im Gegensatz zum Bogen konnte sie die Schussenergie quasi unbegrenz speichern, was sie für gezielte Schüsse prädestinierte. Auch aus diesem Grund war kein so aufwändiges Training der Schützen notwendig. Der Nachteil zum Bogen ist allerdings die geringere Kadenz, da der Spannvorgang der Armbrust länger dauerte als der des Bogens.

Es ist nicht genau bekannt, ob um 1190 bereits Hornbogenarmbrüste im Einsatz waren, oder ob diese noch gänzlich aus zähem Holz, wie Esche oder Eibe bestanden. Der Liber ad honorem Augusti zeigt recht große Bögen, was laut Payne-Gallwey auf reine Holzbögen hinweist. Erste Hinweise für Bögen in Kompositbauweise (Horn/Holz) liegen in einem Bericht des Historikers Justinian vor: 1246 (47 Jahre nach Richard I.) schreibt er davon, dass 500 Genueser mit Hornbogenarmbrüsten während der Regierungszeit von Richard I. gegen Mailand gesendet wurden.
Auch die Spannweise in den Abbildungen deutet noch auf relativ schwache Bögen hin, da die Waffen mit einem oder beiden Füßen und den Händen gespannt werden konnten. Interessant in diesem Zusammenhang ist der Umstand, dass auf den Abbildungen um 1190 der später übliche Steigbügel an der Armbrust noch nicht eingeführt war. Dieser erleichterte später das Spannen des Bogens und schonte ihn zusätzlich, da der Schütze so nicht mehr direkt auf den Bogen treten musste.

Die Bolzen wurden im Köcher, der seitlich und nicht auf dem Rücken getragen wurde, mit der Spitze nach oben eingelegt, um die Befiederung zu schützen. Relativ unbekannt ist, dass Armbrüste von europäischen Heeren durchaus auch beritten eingesetzt wurden. Speziell bei den Templern wurde diese Rolle von den Turkopolen ausgefüllt.

In Artikel 317 steht beschrieben, dass ein Bruder bei einer Wette eine falsche Armbrustsehne verlieren darf. Hierbei handelt es sich vermutlich um die sogenannte Bastardsehne, die zum Vorspannen des Bogens verwendet wurde, damit die eigentliche Sehne leichter eingelegt werden konnte. Die Bastardsehne, die etwas länger war, als die eigentliche Schussehne, wurde dafür eingespannt und in der Nuß, die bis ins 16. Jahrhundert aus Horn oder Knochen bestand, eingerastet. Dadurch hatte der Bogen eine leichte Vorspannung und die richtige Sehne konnte mühelos eingelegt werden.

  Bogen

Obwohl man das Mittelalter oft mit englsichen Langbogenschützen in Verbindung bringt, hatten Bögen im militärischen Bereich bis zur Regierungszeit Edwards I. (Englischer König von 1272-1307) keine nennenswerte Bedeutung. In Frankreich verbreiteten sich Langbögen erst ab dem 13. Jahrhundert. Abbildungen zufolge wurden außerdem um 1190 eher kleine Bögen benutzt. Auch im Ordenskontext ist nur selten von Bögen die Rede.

Wie bei den Armbrustbögen war das Holz meist zäh, beispielsweise aus Esche. Die Pfeile wurden wie bei der Armbrust mit den Spitzen nach oben getragen und in einem Seitenköcher geführt (in Filmen sieht man beide Umstände oft anders, die historischen Abbildungen wiederlegen dies jedoch klar).

Bewaffnung der Tempelritter in verschiedenen Epochen

Quellenangaben

Text
© Basierend auf: Benedikt Hallinger, Webseite, "Dienender Bruder"

Bilder
Die Templer, Helen Nicholson, Wayne Reynolds ©
Patrick Dallanegra ©

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