Messer selber bauen
Hier habe ich einen Artikel von folgender Webiste kopiert:
Deutsche Pfadfindergesellschaft St. Georg - Stamm Gladbach
Ich habe nach dieser Anleitung mein Messer gebaut und bin sehr zufrieden und konnte mit der Anleitung nichts falsch machen.
Hier soll euch vorgestellt werden wie ihr mit euren Pänz in der Gruppenstunde selbst Messer, bzw. Messergriffe bauen könnt.
- Alter: ab Pfadfinderstufe
- Zeitraum: 6 bis 7 Gruppenstunden
- Kosten: bis ca. 20€ pro Gruppenkind (Klingen ca. 7 bis 13€, Passungen ca. 2€, Holz ca. 1,5€ pro Pers.)
- Arbeitsmaterial: Epoxidharz, kleine Metallfeilen (Nadel- und Schlüsselfeilen), Holzraspeln, normale Metallfeilen, Fuchsschwanz, (Lochsäge), Stahlsäge, Laubsäge mit Metall- und Holzsägeblättern, lange (Holz-)Bohrer Ø2 bis Ø4mm, (Stand-)Bohrmaschine, Schraubstock, Schnitzmesser, Schleifpapier, Panzertape, Stofflappen, Terpentin, (Kaltentfetter), Leinölfirnes
- Gruppengröße: Da viele Arbeitsschritte nötig sind und auch Werkzeug in ausreichender Menge verfügbar sein muss ist dies mit kleineren Gruppen leichter durchzuführen als mit mitgliedstarken Gruppen.
Die selbstgemachten Messer der Dachse.
Wir haben mit den Dachsen Messer in der Gruppenstunde gebaut. Die ganze Zeit über stand uns mein Bruder, der hobbymäßig selber Messer baut, beratend zur Seite. Außerdem habe ich mich seiner Fachliteratur bedient. Anhand unserer Erfahrungen schreibe ich diesen Artikel.
WICHTIG: Wer plant solche Messer selbst oder in der Gruppenstunde zu bauen dem sei geraten sich erst diesen Artikel aufmerksam durchzulesen. Das Bauen von Messern nimmt einige Zeit in Anspruch. Damit die Jugendlichen nicht auf der Hälfte des Weges die Motivation verlieren sind einige Vorbereitungen und Arbeitsschritte der Leiter vorweg notwendig.
Vorbereitungen:1. Interesse und Finanzierung abklären
Zeigt die Hälfte bei dem Vorschlag schon wenig oder gar kein Interesse, sollte man das Thema wegen des großen Aufwandes zurückstellen. Die Kosten von bis zu 20€ pro Person können auch abschreckend wirken. Die Dachse, mit denen wir die Messer gebaut haben, zeigten zunächst Begeisterung. Um die Kosten etwas abzufangen haben wir zusammen beschlossen jedes Gruppenkind mit 5€ aus der Gruppenkasse zu entlasten.
2. Bestellkatalog erstellen
Von den Pänz ausgewählte Klingen.
Ich habe die Klingen von Nordisches Handwerk ausgewählt und für die Pänz mit OpenOffice einen Bestellkatalog erstellt. Ausgewählt wurden nur Klingen die nicht größer als 10cm, Rostfrei und nicht teurer als 13€ waren. Bei manchen Klingen gab es bereits eine Passung als Zubehör (dazu später mehr). Aus diesen Klingen können sich die Kinder (und Leiter) eine sie ansprechende aussuchen.Anmerkung: Es ist natürlich auch möglich einfach die gleiche Klinge für alle zu besorgen. Das verringert den Aufwand beim Aussuchen und Bestellen erheblich. Jedoch waren wir der Ansicht, dass jeder seine persönlich ausgewählte Klinge haben sollte.
3. Holz für die Griffe besorgen
Im Prinzip geht es beim Messer bauen darum bereits fertigen Klingen mit Erl (oder auch Angel genannt) einen Griff zu verpassen und so sein individuelles Messer zu erschaffen. Der Griff wird aus Holz gemacht. Es ist möglich dazu Restholz oder ähnliches zu verwenden. Es ist darauf zu achten, dass das Holz mindestens zwei Jahre lang abgelagert ist da es sonst später (auch als fertiger Griff) reißen kann.
Holzkanteln von oben nach unten: Ahorn, 2x Birne gedämpft, Esche und Kirsche
Auf Anraten meines Bruders haben wir Leiter uns dazu entschlossen Holz im Internet (Drechselkunst Kessler) zu bestellen. Für Griffe eignen sich Kanteln von 4x4cm gut. Das Holz ist bereits abgelagert und kann sofort bearbeitet werden. Um den Jugendlichen etwas mehr Auswahl zu geben haben wir vier verschiedene Holzsorten bestellt: Ahorn, Birne gedämpft, Esche und Kirsche. Die Kanteln gibt es in unterschiedlichen Längen. Ideal für einen Griff sind 12 bis 13cm. Aus Kanten mit 40cm Länge lassen sich also drei Griffe zuschneiden. Die 4x4x40cm Kanteln kosten ca. 2,50 bis 3€.
Hinweis: Man sollte lieber etwas mehr Holz bestellen als notwendig, damit haben die Pänz mehr Auswahl und man hat noch was in Reserve wenn was schief gehen sollte. Der Preis für einen Griff beztrug so inklusive 5€ Versandkosten 1,25€ pro Person.
Tipp: Bei Drechselkunst Kessler gibt es auch fertige Messergriffblöcke in den Maßen 3x4x12cm, was ideal ist. Diese sind mit 1,5€ bis 3€ pro Griffstück zwar teurer, jedoch entfällt viel Vorbereitungszeit beim Zuschneiden der Griffe.
A) Messer mit Griff aus einem Stück
Wir wollten, dass unsere Messer Griffe aus einem Holzstück haben. Dies wirkt optisch etwas einfacher und bodenständiger als Messer mit Griffen aus mehreren (verschiedenen) Stücken und der Griff ist z.B. durch Schnitzen leichter in Form zu bringen. Allerdings ist die Herstellung auch bedeutend schwerer, insbesondere das Bohren der Griffstücke. Daher beschreibe ich zunächst ausführlich wie man Messer aus einem Stück herstellt und anschließend im Schnelldurchgang die Herstellung aus mehreren Holzteilen.
1. Griffe zuschneiden
Gehobelte und zugeschnittende Griffstücke.
Die Kanteln werden in 12cm oder 13cm lange Stücke geschnitten.Um die Bauzeit der Messer zu verkürzen habe ich die Kanteln auf ein Maß von 3x3,5cm gehobelt und anschließend mit einer Kreissäge in Stücke geschnitten. Durch das Hobeln der Kanthölzer werden auch Macken in den Oberflächen beseitigt und alle Seiten werden schön eben und parallel. Auch die Ecken der Kanteln wurden im Winkel von 45° um ca. 4mm abgehobelt, was später die Schnitzarbeit reduziert.
Tipp: 4x4cm Kanteln sind für alle Messergrößen ausreichend. Gegebenenfalls eine andere Holzsorte auswählen falls 4x4cm Kanteln nicht mehr verfügbar sind. Die 4x4cm Kanteln muss man nur noch in Stücke schneiden, was auch während der Gruppenstunde problemlos möglich sein sollte. Da die Oberflächen der Kanteln nicht immer ohne Macken sind sollte man nicht auf 3x3cm ausweichen. 5x5cm Kanteln sollte man jedoch auch nicht verwenden (wir hatten Esche und Birne in 5x5cm bestellt) da das viel zu groß ist. Dank der Hobel war das kein Problem, hat man aber keine Hobel sollte man die Finger von so großen Kanteln lassen!
2. Loch für Erl durch Griff bohren
Durchgangsloch nach einer professionellen Methode.
Jetzt bohrt man mit einem langen Bohrer das Langloch für den Erl durch das Holzstück. Hierbei sind die geraden Seiten der Griffstücke besonders hilfreich. Für das Bohren der Löcher gibt es verschiedene Methoden die alle Vor- und Nachteile aufweisen. Bei allen Methoden zeichnet man sich erst den Querschnitt des Erls oben auf das Griffstück. Dieser ist meist rechteckig z.B. 2,7x15mm.Professionele Methoden sind sehr zeitaufwendig und arbeitsintensiv, garantieren aber nach dem Verkleben eine sehr hohe Haltbarkeit. Bei einem im Vorfeld von mir gebautem "Testmesser" habe ich solch eine Methode ausprobiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass sie für die Gruppenstunde weniger geeignet ist. Daher beschreibe ich sie hier nicht. Wer aber Infos dazu haben will kann mich immer gerne Fragen.
Ich habe mich dazu entschieden Sacklöcher in den Griff zu bohren. Zunächst wird der Querschnitt des Erls auf die Griffoberfläche gezeichnet. Dann mit einem dünnen sehr langen Bohrer zwei Löcher am oberen und unteren Teil des Rechtecks gebohrt. Um Zeit zu sparen, haben ich diese nicht im Winkel wie sich der Erl verjüngt, sondern einfach mit einer Standbohrmaschine senkrecht nach unten gebohrt. Den Steg zwischen den beiden Löchern wird mit einem dicken Bohrer aufgebohrt.
Sackloch unsere Methode (Griff nach Bearbeitung).
Ideal ist es wenn zwischen der dünnen oberen und unteren und der dicken Bohrung in der Mitte nur eine ganz dünne Wand stehen bleibt, die schnell weggefeilt werden kann. Diese Methode hat den Vorteil, dass sie optisch ansprechend ist, da das Ende des Griffstücks kein Loch hat. Sie kann relativ schnell durchgeführt werden und stellt meiner Meinung nach einen guten Kompromiss für die spätere Haltbarkeit dar. Zusätzlich kann man hier beim Verkleben mit kleinen Holzkeilen für mehr Stabilität sorgen. Diese müssen aber zuvor genau angepasst werden da die Klinge, Keile und die Passung in einem Rutsch verklebt werden müssen und dabei die Keile nicht die Klinge blockieren dürfen. Sonst würde hinterher ein Abstand zwischen Passung und Griff entstehen. Das Sackloch wurde etwa 1,5cm tiefer als der Erl bzw. so tief wie möglich gebohrt. Bzw. der Erl auf etwa 1,5cm kürzer als das Loch tief ist gekürzt. Grenzen für die Tiefe des Sacklochs setzt die Länge des dünnen Bohrers für das obere und untere Loch. Hier empfiehlt es sich überlange Bohrer anzuschaffen. Diese Sacklöcher müssen in der Gruppenstunde (nur noch) mit Feilen und (wenn vorhanden) Lochsägen an den Erl angepasst werden. Gelingt es die Löcher ganz sauber zu bohren und es verläuft kein Bohrer passen die Klingen auf Anhieb.
Zeitansatz: Bei vorbereiteten Bohrungen eine Gruppenstunde (1,5 Std.)
3.1. Fertige Passung zufeilen
oben: Klinge mit Erl und Passung aus Neusilber, unten: Passung auf Klinge geschoben
Die Passung ist im Prinzip eine ovale Metallscheibe mit einem Schlitz in der Mitte. Sie wird über den Erl geschoben und sitzt zwischen eigentlicher Klinge (mit Schneide) und dem Holzgriff. Sie ist nicht nur Zierelement sondern sorgt auch für einen sauberen Übergang zwischen Klinge und Griff. Für manche Klingen kann man die entsprechende Passung direkt mitbestellen, oft in Messing oder Neusilber. Beides ist sehr hart und korrosionsbeständig. Bei Mitbestellten fällt der Schlitz in der Mitte geringfügig zu eng aus. Mit einer kleinen Metallfeile (Nadel- oder Schlüsselfeile) wird der Schlitz an den Erl angepasst. Ideal ist es, wenn die Passung später so auf dem Erl unter der Klinge sitzt, dass diese nicht wackeln oder rutschen kann.Bei Klingen mit V-Passung ist es notwendich nicht die Passung sondern ein kleines Stück des Erls anzupassen. Dies geht aber mit einer großen Metallfeile problemlos.
Tipp: Um Verletzungen beim Umgang mit der Klinge zu vermeiden sollte man diese zuvor mit reichlich Panzertape abkleben.
Zeitansatz: ca. 30min (Die Kinder die ein Griffstück mit besonders gut gebohrten Sackloch bekommen hatten, konnten Passung und Klinge bereits nach der 1. Gruppenstunde mit dem Griff montieren.)
3.2. Passung selber machen
Bei Messern für die es keine Passung zu kaufen gibt kann man diese auch selber herstellen. Das hat den Vorteil ,dass man die Passung gestalten kann wie man will, zum Beispiel mit einem Fingerschutz (Parierstange). Dazu nimmt man eine dünne Metallplatte und zeichnet sich darauf die Kontur der gewünschten Passung auf. Der Ansatz des Erls unter der Klinge wird ausgemessen und dann der entsprechende Schlitz aufgezeichnet. Nun bohrt man dort wo der Schlitz sitzt mit einem dünnen Bohrer ein Loch. Jetzt können Passung und Schlitz mit einer Laubsäge mit Metallsägeblatt ausgeschnitten werden. Mit einer kleinen Metallfeile werden noch die Ränder abgeschliffen und der Schlitz an den Erl angepasst.
Ich habee für die Metallplatte zunächst eine 2mm dicke Messingplatte gewählt. Beim Bau unserer Messer hat sich aber gezeigt, dass die Erstellung einer Passung mit der Laubsäge sehr zeitaufwendig ist, eine hohe Reserve an Metalllaubsägeblättern erfordert und die Pänz dabei schnell die Motivation verlieren. Nur eine hatte die Ausdauer und die Laubsägenerfahrung um die Passung so auzusägen. Daher habe ich aus dem Baumarkt eine 1,5mm Aluplatte besorgt, die sich wesentlich schneller und einfacher bearbeiten ließ. Für ein weiteres Messerprojekt würde ich aber eine 1mm Messing- oder Neusilberplatte auswählen.
Zeitanatz: eine Gruppenstunde (1,5 Std.)
4. Erl bearbeiten
Vor dem Verkleben muss man den Erl anrauen damit eine höhere Griffigkeit zwischen dem Epoxidharz und dem Metall besteht.
Aufgerauter und mit kleinen Einschnitten versehener Erl.
Dazu haben wir Metallfeilen verwendet. Um den Erl besser bearbeiten zu können sollte man die Klinge mit einer Schraubzwinge zwischen zwei Holzplättchen auf den Tisch spannen, so dass der Erl über die Tischkante herausragt. Hat man den Erl angeraut (zerkratzt) kann man noch zusätzlich mit einer Metallsäge kleine Zacken und Einschnitte in die Ober- und Unterseite des Erls sägen um die Griffigkeit weiter zu erhöhen. Bei vielen Klingen ist der Erl durchgehärtet und diese Aufgabe kann, ja nach Säge und Sägeblatt, etwas mühsam sein. Mit einer großen Bügelsäge ging es jedoch recht gut. Größtes Problem ist das schreckliche gequitsche, dass das Sägen verursacht. Sehr gut und schnell (und verhältnissmäßig leise) geht es allerdings mit einem Dremel und einer kleinen Trennscheibe.
Zeitansatz: 40min
5. Griffe bearbeiten
Mit einer Raspel grob in Form gebrachtes Griffstück.
Nun kann man mit der Bearbeitung und Gestaltung des Griffs beginnen. Hier sind im Prinzip keine Grenzen gesetzt. Erlaubt ist alles was Gefällt (und gut in der Hand liegt). Es empfiehlt sich zuvor von seinem gewünschten Griff eine Skizze im Maßstab 1:1 zu machen. Daran kann man sich beim Bearbeiten orientieren. Zur Bearbeitung des Griffs eignen sich scharfe Schnitzmesser, Holzraspeln und Feilen. Man sollte daran denken oben am Griff nicht zu viel Holz abzutragen damit die Passung später nirgends übesteht. Dazu am Besten vorher die Passung mit einem dicken Stift oben auf den Griff einzeichnen.
Zuerst bringt man den Griff mit einer Holzraspel in eine grobe Form. Sind genügend Schraubstöcke dafür vorhanden geht das relativ zügig.
Fertig bearbeiteter Griff.
Sonst müssen einige warten bis die ersten fertig sind und derweil die Griffe zum Raspeln mit Schaubzwingen an den Tisch spannen.Anschließend werden mit (Metall-)Feilen, Messern und groben Schleifpapier (Körnung 80 bis 120) die feinernen Konturen ausgearbeitet.
Wir haben uns dazu entschieden die Griffe erst zu bearbeten und dann die Klingen einzukleben, da die Klingen das Schnitzen des Griffs stark behindern. Allerdings besteht so die Gefahr (besonders bei zu großen Sacklöschern im Griff), dass die Klingen beim Verkleben etwas schief aushärten, was leider auch bei einigen geschehen ist... Daher würde ich das nächste mal erst die Klingen verkleben und dann die Griffe bearbeiten.
Zeitansatz: drei Gruppenstunden
6. Verkleben von Klinge und Griff
Erst muss der Erl entfettet werden. Dazu am besten Kaltentfetter verwenden. Wir haben Terpentin benutzt, was auch gut funktionierte. Nun wird die Passung über den Erl geschoben, dann der Erl und die Bohrung mit 2-Komponenten-Epoxidharz (z.B. Uhu endfest) bestrichen und der Griff über den Erl geschoben. Man sollte darauf achten Epoxidharz mit ausreichend langer Verarbeitungszeit zu verwenden und das Mischungsverhältnis genau zu beachten (meist 1:1). Zudem sollte man zum Beispiel keinen Uhu schnellfest auswählen da dieser eine Verarbeitungszeit von nur 2 Minuten hat.
Vor der Weiterverarbeitung der Messer sollte der Kleber einige Zeit (bis zur nächsten Gruppenstunde) aushärten.
ACHTUNG Epoxidharz ist kein Prittstift! Beim Arbeiten ist Vorsicht geboten! Kontakt mit der Haut vermeiden, beim Arbeiten Handschuhe aus Nitril oder Butyl und Schutzbrille tragen. Wegwerfhandschuhe schützen zwar vorm Verkleben der Finger jedoch nicht vor den schädlichen Substanzen im Kleber. Die Räume sollten wegen den Dämpfen gut belüftet werden.
Zeitansatz: eine Gruppenstunde (1,5 Std.)
7. Griffe abschleifen
Sind Griff und Erl miteinander verklebt und ausgehärtet, werden die Griffe mit Schleifpapier (Körnung 120 bis 200) abgeschliffen.
Zeitansatz: 30min.
8. Griffe einölen
Testmesser im Leinölfirnesbad.
Zum Schluss wird der Griff konserviert. Man kann ihn bemalen, lackieren oder auch beizen. Ich habe mich für Einölen mit Leinöl(firnis) entschieden.Leinöl ist eine alte und natürliche Art Holz zu behandeln und zu konservieren. Es ist nicht giftig und kann sogar verzehrt werden. Es bildet beim Trocknen ein festes Harz (Linoxin genannt), schützt so von innen nach außen, hebt die Maserung des Holzes hervor und gibt ihm einen etwas wärmeren Farbton. Es schützt nicht vor der natürlichen Alterung des Holzes, jedoch z.B. vor Feuchtigkeit, Fett und Schmutz. Der anfängliche nussige Geruch des Öls vergeht mit der Zeit.
Natürliches Leinöl benötigt zum trocken einige Monate, wenn es zuvor nicht aufgekocht wurde. Darum benutzt man am besten Leinölfirnis aus dem Baumarkt. Es ist bereits aufgekochetes Öl, welches oft mit Zusätzen zum schnelleren trocknen versehen ist.
Das Leinölfirnis wird im Verhältnis 1:1 mit Balsamterpentin (oder Ersatzterpentin) gemischt. Jetzt den (von Staub befreiten) Messergriff mit einem Stofflappen reichlich einölen damit sich das Holz vollsaugen kann. Nun warten bis das Öl getrocknet ist und den Vorgang solange wiederholen bis das Holz gesättigt ist. Dies dauert aber je nach Holz sehr lange.
Zeitansatz: Ein bis mehrere Tage, je nach Holzart und Färbung.
Messer mit Ahorngriff nach dem Ölen.
ACHTUNG Leinöl (und auch Leinölfirnes) neigt bei feiner Zerstäubung zur Selbstentzündung. Pinsel und Textilien immer mit Seife und reichlich Wasser gut auswaschen. Lappen ausgebreitet trocknen lassen! Niemals zusammengeknüllt herumliegen lassen da so die beim Trocknen frei werdende Reaktionswärme die Gefahr vor Selbstentzündung erhöht. Alte Lappen nach der Benutzung am besten kontolliert verbrennen (Leinöl selbst ist aber sehr schwer entzündlich).
Messer mit Griff aus Kirsche.
Wegen der Gefahr vor Selbstentzündung und dem hohem Zeitaufwand eignet sich für die Gruppenstunde eine andere Methode besser:Das Messer mit der Klinge nach oben in ein Einmachglas stellen. Jetzt das Einmachlas mit dem Messer drin mit dem Leimölfirnis so hoch auffüllen bis der Griff vollständig bedeckt ist. Einen Schlitz für die Klinge in den Deckel des Einmachglases machen und das Glas verschließen. Jetzt lässt man das Messer einige Tage im Öl stehen. Wir haben, um Öl zu sparen, jeweils 4 bis 5 Messer in ein Glas gestellt und das Glas mit Pappe und Panzertape verschlossen.
Messer mit Griff aus Esche.
Dann die Messer aus dem Glas nehmen und sorgfältig mit einem Lappen abwischen. Lappen anschließend auswaschen oder verbrennen. Es darf kein Öl auf dem Messergriff zurück bleiben da es sonst eine Haut bildet. Der ölgetränkte Griff ist nach ca. einer Woche verwendbar, jedoch erst nach mehreren Wochen vollständig getrocknet.
Hinweis: Die Griffe aus Ahorn, Esche und Kirsche sahen nach dem Ölen sehr gut aus und die Maserung wurde etwas deutlicher.
Messer mit Griff aus gedämpfter Birne vor dem Ausschwitzen.
Die aus gedämpfter Birne wurden allerdings "kackbraun" und die Maserung ging völlig unter. Das liegt vermütlich daran, dass "gedämpft" bedeutet dass sie zuvor geräuchert wurden. Ich habe daher die Griffe auf Tüchern mehrmals längere Zeit in die Sonne gelegt bevor das Öl ausgetrocknet war und so hat es einen Teil des Öls wieder "ausgeschwitzt". Die Griffe wurden dann etwas heller und die Maserung kam wieder mehr zum Vorschein. So schön wie zuvor wurden sie jedoch nicht mehr.
Tipp: Wir haben bewusst das Firnes nicht mit Terpentin gemischt da dieses das Epoxidharz in den Messergriffen angreifen und auflösen könnte. Damit das Leinöl dünnflüssiger wird, und gerade anfangs besser und tiefer in das Holz einzieht, die Einmachgläser mit den Messern in einen Topf mit heißem (nicht kochendem) Wasser stellen. Dadurch erwärmt sich das Öl, bekommt eine höhere Viskosität und kann tiefer in das Holz eindringen.
Zeitansatz: ca. 40min, Anschließend einfach nach ein paar Tagen zur gemeinsamen Entnahme der Griffe im Jugendheim treffen.
B) Griffe aus mehreren Stücken1. Griffe zuschneiden
Die 4x4 Kanteln werden nicht in 12 oder 13cm lange Stücke geschnitten sondern z.B. in 4cm oder 3cm lange Stücke. Jeder Griff besteht so später aus drei je 4cm bzw. vier je 3cm langen Teilen. Nach dem Zersägen müssen noch die einzelnen Stücke mit der Ober- und Unterseite genau parallel plan geschliffen werden. Hierzu eignet sich eine Bandschleifmaschine, aber passt auf eure Finger auf! Wer es weniger gefährlich mag, kann ein Blatt Schleifpapier über ein ebenes Holzbrett zu spannen und darauf die Stücke schleifen.
2. Loch für Erl durch Griffstücke bohren
Bearbeiteter Erl mit Passung und erstem Holzstück.
Zunächst legt man eine Reihenfolge der Holzstücke für den Griff fest. Man kann natürlich den Griff aus verschiedenen Holzsorten herstellen. Auf jedem Stück wird oben der Erlquerschnitt aufgezeichnet. Mit einem Bohrer oben und unten an dem aufezeichneten Erl durch das gesamte Griffstück bohren. Der Boher sollte wieder etwa die Dicke des Erls aufweisen. Den Steg zwischen den Bohrungen mit einer Laubsäge heraustrennen und mit kleinen Feilen das entstandene Langloch an den Erl anpassen. Da die Stücke nicht sehr lang sind, benötigt man keine überlangen Spezialbohrer und der Bohrer verläuft beim Bohren nicht so leicht. Dies ist wesentlich einfacher, als den Griff aus einem Stück zu bauen. Durch die zuvor festgelege Reihenfolge der Griffstücke kann man jedes Stück recht genau an den Erl anpassen. Das Griffstück in dem der Erl endet bekommt nur ein Sackloch. Alternativ wird der Erl an einer Schleifmaschine angespitzt und das Endstück wird mit einem Hammer aufgeschlagen. Will man das letzte Stück aufschlagen sollte man dies sehr sorgfältig tun. Genau so schnell wie man einen Nagel schief in das Holz treibt, so schlägt man auch schnell das Holz schief auf den Erl. Im schlimmsten Fall ensteht so trotz einer Zwischenschicht ein großer Spalt.3. Passung und Erl bearbeiten
Wie oben beschrieben wird auch hier eine Passung hergestellt bzw. angepasst und der Erl aufgeraut, entfettet und evtl. angespitzt.
4. Griff verkleben
Teilverklebter Griff.
Auch hier wird erst die Passung auf die Klinge geschoben und dann ein Griffstück nach dem andern mit Zweikomponentenkleber bestrichen und aufgeschoben. Zwischen zwei Griffstücken wird ein flexibles Zwischenstück eingeklebt. Das ist erforderlich da man es nie schafft zwei Griffstücke so parallel plan zu schleifen, dass später kein Spalt entstehen würde. Hier eignet sich eine dünne Scheibe Kork, getrocknete und geglättete Baumrinde (z.B. Haselnuss, Erle, Birke) oder auch ein Stück Leder.Hat man alles zusammengesetzt werden die Passung, Griff- und Zwischenstücke mit zwei Schraubzwingen verspannt und fest aneinander gepresst.
Fertig mit Griff verklebtes Messer.
Jetzt nochmal den Sitzt der Klinge überprüfen bevor der Kleber ausgehärtet ist. Soll das letzte Stück aufgeschlagen werden empfielt es sich dies nach dem Verkleben der vorherigen Stücke zu tun. Natürlich sollte man das letzte Stück ebenfalls erst mit Komponentenkleber bestreichen und dann aufschlagen. Zuvor folgt aber auch hier ein flexibles Zwischenstück das einen möglichen Spalt ausgleichen kann.5. Griff bearbeiten und ölen
Die Schichten vor dem Ölen v.l.n.r.: Esche, Leder, Birkenrinde, Ahorn, Birkenrinde, Leder, Esche, Leder, Esche.
Ein Nachteil der Mehr-Teil-Griff-Methode ist es, dass man den Griff erst nach dem Verkleben bearbeiten kann. (Geübte Messermacher können den Griff auch auch zuerst herstellen und die Klinge nachdem die Griffstücke verklebt wurden einkleben, allerdings ist für uns so die Gefahr zu groß das etwas schief geht.) Die Bearbeitung des Griffs erfolgt aber genau so wie oben beschrieben. Erst mit einer Raspel und anschließend mit Feilen, Messern und Schleifpapier. Die Arbeit ist jedoch durch die verschiedenen Stücke, die evtl. aus unterschiedlich harten Hölzern bestehen etwas schwieriger. Zur Bearbeitung durch Schnitzen mit Messern ist diese Methode weniger geeignet als für Griffe aus einem Stück.Zum Schluss werden die Messer wieder geölt oder anderweitig konserviert.
Messerscheide selber nähen
Ich habe mir ein starter Set, das alles beinhaltet was nötig ist, von folgender Seite gekauft: Rickert Werkzeuge für Messermacher
Hier die Anleitung wies gemacht wird:
Arbeitsschritte:
1. Mit dem Nahtversenker (auf ca. 0,3cm - 0,5cm einstellen) einmal um das Lederstück herum arbeiten.
2. Mit dem Kantenhobel (Gr. 3) die Kanten (Vorder- und Rückseite) abrunden und...
3. ...mit einem kleinen Wollpinsel die abgerundeten Kanten ein wenig befeuchten.
4. Mit dem Kantenglätter gleichmässig mit wenig Druck über die Kanten fahren glatt streichen.
5. Das Leder mit einem Schwamm leicht befeuchten und mit dem Prickrad die Nahtlinie hinabfahren.
6. Die Vertiefungen, die so entstanden sind, auf der Vorderseite mit der Stechahle vorsichtig durchstechen.
7. Auf der Rückseite der Gürtelschlaufe einen Nahtkanal ziehen und Löcher stechen.
8. Das Leder nun von innen nach außen gut durchfärben. Hierfür in kreisenden Bewegungen die Farbe mit einem großen Wollpinsel von links nach rechts auftragen, von rechts nach links in einem zweiten Durchgang.
9. Die Lederfarbe sollte über Nacht trocknen dürfen. Ist das Leder trocken, mit einem weichen Tuch etwas vom Leder - Pflege - Finish auftragen, in kreisenden Bewegungen und abtrocknen lassen.
10. Die Mitte der Innenseite und die Faltkante der Gürtelschlaufe (von innen) mit einem kleinen Wollpinsel anfechten und die Scheide in Form falten.
11. Die Gürtelschlaufe an ihre spätere Stelle falten und durch die vorhandenen Löcher vorsichtig mit der Ahle stechen. Markierte Stellen durchstechen und auf der Innenseite mit dem Nahtversenker diese miteinander verbinden.
12. Gürtelschlaufe festnähen.
13. Den Keder mit der Ahle von beiden Seiten aufrauhen, die Rückseite der Lederscheide (Innenseite) auch.
14. Die Kederseite, die auf die Rückseite der Innenseite geklebt wird mit Kleber bestreichen, Rückseite (Innen) auch.
15. Den Keder nach gut 10 Minuten in die Lederscheide kleben und festdrücken.
16. Nun können von der Rückseite aus mit der Ahle die Löcher durch den Keder gedrückt werden.
17. Nun die Innenseite (Vorne) der Lederscheide aufrauhen und mit Kleber bestreichen, den Keder auch – alles zusammenkleben und mit Klammern o.ä. fixieren und gut trocknen lassen.
18. Nach dem Trocknen die Lederscheide mit einer Sattlernaht vernähen.
19. Am Ende gute 2-3 Löcher zurücknähen, die Enden abschneiden, dabei 1-2mm überstehen lassen. Mit einem Feuerzeug schmelzen und mit der Ahle vorsichtig ins Nahtloch zurückdrücken.
20. Mit dem Sandpapier die Kante schleifen, bis eine ebene Fläche entstanden ist. In Faserrichtung mit einem feuchten Schwamm 2-3 Mal über die Oberfläche fahren und dabei die geschliffene Fläche glätten.
21. Mit dem Kantenhobel (Gr. 2) die Kanten abrunden.
22. Die Kanten färben und kurz antrocknen lassen.
23. Mit dem Falzbein die Kante gleichmässig mit Druck glätten.
24. Pflege Finish auftragen, trocknen lassen. Ggf. entstandene Unebenheiten mit Gum Tragacanth behandeln und nochmal mit dem Falzbein bearbeiten.
Die Bilder zu den einzelnen Arbeitsschritten